Bürokrankheit Rückenschmerz

FACTS 6/2009 – Kampf dem Rückenschmerz!

Wenn es darum geht, Rückenschmerzen aus Büros zu verbannen, spielen Bewegung und Aktivität eine entscheidende Rolle. Diese Einsicht gilt es, auch bei der Arbeitsplatzgestaltung und der Entwicklung von Bürostühlen zu berücksichtigen – fordert der Arzt und Sportwissenschaftler Dr. Peter Stehle.

Seelisches und physisches Wohlergehen der Mitarbeiter nehmen in der modernen Arbeitsgesellschaft immer mehr an Bedeutung zu. Dass nur gesunde Mitarbeiter kreativ und produktiv sein können, erschließt sich auf den ersten Blick.

Aus diesem Grunde sollte sich die betriebliche Gesundheitsförderung der Mitarbeiter auch nicht nur auf Zeiten des wirtschaftlichen Wachstums beschränken: „Gerade auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es wichtig, die Voraussetzung dafür zu schaffen, dass die Mitarbeiter ihre physische und psychische Leistungsfähigkeit voll entfalten können“, sagt Dr. med. Peter Stehle, Arzt und Sportwissenschaftler.

Denn vor allem in konjunkturell angespannten Zeiten sollten Unternehmen auf die Ressource Mensch bauen – nicht zuletzt mit Blick auf die Zeit nach der Krise, wenn es wieder darum geht, für gut qualifizierte Arbeitnehmer als ein attraktiver Arbeitgeber zu gelten.

KOMPLEXES ZUSAMMENSPIEL – Nach Meinung Stehles müsse man sich bei der Auseinandersetzung mit Themen, die sich mit der Gesundheit des Menschen beschäftigen, die Bedeutung des Menschen als „biopsychosoziales Wesen“ stets vor Augen halten.

Was damit gemeint ist? „Biologische, psychologische und soziale Einflussfaktoren stehen bei der Entstehung von Krankheiten und deren Verlauf sowie in der Schmerzsymptomatik in einem komplexen Zusammenspiel“, erklärt der Mediziner, der sein Wissen für die Entwicklung neuer Bürodrehstühle einsetzt und dem Hersteller von Bürodrehstühlen 1000 Stühle Gernot-M. Steifensand GmbH beratend zur Seite steht.

In Prävention, Therapie und Rehabilitation von Krankheiten habe man schon lange erkannt, dass sich frühzeitige Förderungen von Aktivität und Bewegung des Menschen positiv auswirken. Dieses Denken, so die Ansicht von Dr. Stehle, müsse auch in den Bereichen Arbeitsplatzgestaltung und -Ausstattung Berücksichtigung finden – ganz besonders auch beim Thema „Sitzen am Arbeitsplatz“, schließlich erledigen Büroarbeiter ihre Tätigkeitüberwiegend im Sitzen.

„Ein guter Bürostuhl ermöglicht funktionell richtiges Sitzen, ohne dabei negativ manipulierend auf die Sitzhaltung einzuwirken“, sagt Dr. Stehle. Dabei müsse man die individuellen Unterschiede eines Menschen wie Körpergröße und Geschlecht berücksichtigen. Hintergrund: Frauen und Männer sind unterschiedlich gebaut, sodass Frauen zum Beispiel eher zum Hohlkreuz neigen und beim Sitzen flacher atmen. Bei der Beurteilung von Bürositzmöbeln auf ihren Beitrag zur Gesunderhaltung seien ergonomische Aspekte wie etwa die Handhabung von Bedienungselementen am Bürostuhl sicherlich wichtig. Doch nach Meinung des Wissenschaftlers sollten zukünftig bei der Konstruktion und Bewertung von Bürostühlen auch orthopädisch-biomechanische Aspekte federführend sein.

HOHE FOLGEKOSTEN – Im Vordergrund dieser orthopädisch-biomechanischen Überlegungen steht der Rumpf. Rückenbeschwerden gelten als Hauptverursacher von Arbeitsunfähigkeit, und zwar noch vor allen anderen Symptomen. Neueste Untersuchungen, die am Rande des Forums „Fortschritt und Fortbildung“ der Bundesärztekammer in Berlin bekannt gegeben wurden, belegen: Fast fünf Prozent der deutschen Bevölkerung leiden unter Rückenschmerzen mit hoher Beeinträchtigung. Dadurch entstehen jährlich Kosten in Höhe von über 7.000 Euro – und zwar pro Patient.

 

 

 

 

Auch in der Rehabilitationsbehandlung stellen Rückenschmerzen den größten Kostenfaktor dar: Die Mehrheit der europäischen Bevölkerung (60 bis 85 Prozent) hatte irgendwann schon einmal muskulär bedingte Rückenbeschwerden. Diese lokalisieren sich nicht nur im Bereich der Lendenwirbelsäule, sondern zunehmend auch im Bereich der Halswirbelsäule sowie im Schulter-Arm-Bereich. „Die Hauptursachen für derlei Beschwerden werden heute in Fehlfunktionen und Verspannungen der Muskulatur gesehen und sind häufig auf Bewegungsarmut oder falsches Sitzen am Arbeitsplatz zurückzuführen“, erläutert Stehle.

Bei der Konstruktion eines modernen und gesunden Bürostuhls komme es ganz wesentlich auf die Berücksichtigung einiger anatomischer und biomechanischer Grundlagen an.

Im Hinblick auf die anatomischen Aspekte des menschlichen Körperbaus seien nach Meinung Stehles die Übergänge zwischen oberen und unteren Extremitäten des Rumpfs, nämlich Schulter- und Hüftgelenke, Kreuzbein und Becken, die neuralgischen Punkte. Das Entscheidende: „Bewegungseinschränkungen in diesen Bereichen haben Auswirkungen auf den Rumpf, und umgekehrt“, erklärt Stehle. Deshalb müsse bei der Thematik des richtigen Sitzens der Übergang von der Wirbelsäule zum Becken zentrale Bedeutung haben. Denn: „Unterschiedliche Stellungen des Beckens wirken sich biomechanisch auf die Stellung der Wirbelsäule und somit auf die Gesamthaltung eines Menschen aus.

Dies gilt es bei der Konstruktion eines wirklich gesunden Bürostuhls zu bedenken.“ Das Problem: Je weiter die Wirbelsäule von der Idealhaltung abweicht, desto ungünstiger wirken sich die mechanischen Einflüsse aus. Ein weit verbreitetes Problem ist etwa der so genannte Rundrücken. „Diese Haltung entsteht, wenn beim Sitzen das Becken nach hinten kippt.“ Die Folge: Im Gegensatz zur idealen Sitzhaltung, bei der nur ein Minimum von Energie benötigt wird, ohne Muskulatur, Bänder und Bewegungsapparat zu über Ansprüchen, wird die Nackenmuskulatur bei dieser ungünstigen Sitzhaltung gezwungen, eine aufrechte Kopfhaltung sicherzustellen. Infolgedessen wird sie überlastet.

Weiteres Problem: Je mehr sich das Rückgrat krümmt, umso rascher ermüdet die Muskulatur und auf der Bandscheibe ruht eine vermehrte Last. Die schlechte Konsequenz nach Meinung Stehles: „Das ist leider der ideale Nährboden für die verschiedensten Rückenbeschwerden.“ der ideale Bürostuhl. Deshalb müsse es bei der Konstruktion von Bürostühlen oberstes Ziel sein, durch wirbelsäulengerechtes Sitzen Einflüsse mit allzu groben und langandauernden Abweichungen zu vermeiden oder durch Haltungs- und Bewegungswechsel abzumildern.

„Am Büroarbeitsplatz muss zwingend eine physiologische Sitzhaltung angestrebt werden.“ Damit eine solche gewahrt bleibt, sind folgende Kriterien einzuhalten: die Wahrung der natürlichen „S-Form“ der Wirbelsäule, ein nach vorn gekipptes Becken, eine muskulär entspannte Sitzhaltung sowie ein frei beweglicher Schulter-Nacken-Bereich. „Ein Bürostuhl, der diese Kriterien erfüllt, unterstützt funktionell richtiges Sitzen“, fasst Stehle zusammen. Und durch gesundes Sitzen am Arbeitsplatz kann ein großer Beitrag dazu geleistet werden, der „Bürokrankheit“ Rückenschmerzen endlich den Garaus zu machen.

Daniel Müller

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