Gender-Medicine und SITWELL Gender-Seating

Typisch mann – typisch Frau!
Frauen sind kränker als Männer. Oder doch nicht? Was ist dran an einer geschlechtsspezifischen Medizin? Gibt es mehr geschlechtsspezifische Erkrankungen als Brust- und Prostatakrebs?

Sterben tatsächlich mehr Frauen an einem Herzinfarkt als Männer? Ist Sucht ein typisch männliches Problem? Und wer hat häufiger Übergewicht? Spannende Fragen, die in den letzten Jahren mehr und mehr an Brisanz gewonnen haben.

Der Begriff Gender wurde 1955 von dem US-amerikanischen Forscher John Money eingeführt, um das Fühlen und Verhalten von Menschen zu beschreiben. „Der Begriff Geschlechtsrolle wird benutzt, um all jene Dinge zu beschreiben, die eine Person sagt oder tut, um sich selbst auszuweisen als jemand, der oder die den Status als Mann oder Junge, als Frau oder Mädchen hat.“ – Money, 1955


Gender-Medicine ist die internationale Fachbezeichnung für Humanmedizin unter geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten. Neben sozialen und psychologischen Unterschieden liegt der Schwerpunkt vor allem auf den biologischen Unterschieden der Geschlechter.

Gender-Seating ist die internationale Fachbezeichnung für geschlechtsspezifisches Sitzen um die körperlichen Unterschiede von Mann und Frau wissenschaftlich beim Sitzen zu hinterfragen. Das Ziel von Gender-Seating ist es Lösungswege aufzuzeigen, um die unterschiedlichen Sitzkrankheiten von Mann und Frau an der Ursache zu bekämpfen. – Steifensand, 2012

Frauen sitzen anders: Während Männer öfter auf dem Stuhl lümmeln, sitzen sie meist aufrecht.

Foto: Sitwell Bild (8).jpg

BU: Der Lady Sitwell von der Firma 1000 Stühle sorgt u. a. für eine bessere Atmung und Durchblutung.

Gender Seating

Für besondere Bürostühle für Frauen

Vorspann

Frauen und Männer kennzeichnet aufgrund ihrer verschiedenen Anatomie ein unterschiedliches Sitzverhalten. Dies sollten insbesondere Frauen bei der Wahl des Bürostuhls unbedingt berücksichtigen. So genannte „Frauen-Stühle“ können hier eine Alternative darstellen.

Haupttext

Frauen sind anatomisch und biologisch grundlegend anders konstituiert als Männer. Der Körperbau, der Stoffwechsel, sogar viele Organfunktionen unterscheiden sich von denen der männlichen Zeitgenossen deutlich. So ist beispielsweise die Verdauung bei Frauen träger. Dafür ist das Herz aktiver. Frauenherzen schlagen schneller und arbeiten bei einem niedrigeren Blutdruck. Das Becken der Frau ist weiter und weniger hoch als beim Mann. Auch ihr Körperschwerpunkt liegt aufgrund des unterschiedlichen Schulter- und Hüftskeletts tiefer. Daher neigen Frauen eher zum Hohlkreuz. Außerdem sind Herz und Lunge bei der Frau kleiner, das Atemvolumen ist daher geringer.

Frauen-Medizin

Gender Medicine ist die internationale Fachbezeichnung für Humanmedizin unter geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten, eine neue Präventionsform gegen Rückenschmerzen und andere Bürokrankheiten wie Burn-out oder Schulter- und Nackenverspannungen. In ihr wird davon ausgegangen, dass die Berücksichtigung von Unterschieden und Besonderheiten bei Frauen und Männern eine wesentliche Voraussetzung für eine bedarfsgerechte und qualitätsgesicherte Gesundheitsvorsorge für Krankheiten ist.

Frauen-Stühle

Eine wichtige Erkenntnis der Gender Medicine wird als Gender Seating bezeichnet: der Umstand, dass Frauen andere spezifische Sitzgewohnheiten haben als Männer. Vereinfacht könnte man sagen: „Frauen sitzen aufrecht und Männer lümmeln.“

Aus diesem Zusammenhang ergibt sich, dass die Dame im Büro beim Sitzen am Arbeitsplatz unbedingt auf die biologischen und anatomischen Merkmale des weiblichen Körperbaus achten sollte. Denn Experten gehen davon aus, dass „frauenspezifische“ Probleme wie kalte Füße und Bindegewebserkrankungen auf diese Weise weitgehend vermieden werden können. 

Eine hilfreiche Lösung stellen hier geeignete „Frauen-Stühle“ dar, die die orthopädischen und medizinischen Geschlechtsunterschiede berücksichtigen.

Mit ihnen können viele „Frauen-Sitz-Krankheiten“ vorbeugend vermieden werden.

Benachteiligung der Frau

Bürostühle werden in Deutschland für Menschen mit einer Körpergröße von 165 bis 178 cm nach der DIN 4551 hergestellt. Die deutsche Frau ist laut Statistischem Bundesamt im Durchschnitt aber nur 165 cm groß.

Um der resultierenden Benachteiligung der sitzenden Frauen entgegenzuwirken, wird in verschiedenen Fachkreisen zu Recht über eine Frauen-Drehstuhl-Norm (DFN) diskutiert, die präventiv stärker auf die „Geschlechtsunterschiede“ beim Sitzen eingehen soll.

Auf Stühlen, die der weiblichen Anatomie und Biologie entsprechen, können Frauen von einer besseren Atmung und Blutzirkulation profitieren. Das ist wichtig für die Gesundheit. Zusätzlich wirkt sich das oftmals bessere Sitzgefühl auf solchen Modellen auch direkt positiv auf Wohlbefinden und Produktivität aus.

Die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern und Frauen unterscheidet sich bis heute. Ein männlicher Säugling des Jahrgangs 2004 wird nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts im Durchschnitt 75,9 Jahre, ein weiblicher Säugling hingegen 81,6 Jahre alt werden. Das höhere durchschnittliche Lebensalter von Frauen ist eine der Ursachen, wegen der Frauen mehr Krankheitskosten verursachen als Männer.
XX ist Trumpf Sind Frauen dennoch gesünder als Männer? Eine Theorie besagt, dass durch die beiden X-Chromosomen Frauen bessere Voraussetzungen haben als Männer. Beispielsweise ist bei männlichen Feten und in den ersten Lebensjahren die Sterblichkeit von Jungen stärker ausgeprägt als die von Mädchen. Während der prä- und postnatalen Phase werden zahlreiche Lebensprozesse x-chromosomal gesteuert. Arbeitet ein X-Chromosom nicht einwandfrei, so kann im weiblichen Organismus dies meist durch das zweite X-Chromosom übernommen werden. Die X-Chromosomen sind zudem im Weiteren verantwortlich für die hormonelle Entwicklung. Die körpereigene Bildung von Estrogenen schützt den weiblichen Organismus bis in die Wechseljahre hinein vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schlaganfall. Galt der Herzinfarkt bis weit in die 1980er-Jahre

als typisch männliches Risiko, weiß man heute, dass mehr Frauen als Männer daran versterben. Sie erleiden einen Herzinfarkt allerdings deutlich später als Männer.
Leberwerte und Harnsäurespiegel Dass die Leberwerte von Frauen im Allgemeinen besser ausfallen als bei Männern, wird in über 90 Prozent der Fälle auf den durchschnittlich niedrigeren Alkoholkonsum zurückgeführt. Bei 20 Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen sind die Leberwerte erhöht. 31 Prozent der Männer trinken regelmäßig mehr als 20 Gramm Alkohol, während nur 16 Prozent der Frauen mehr als die für ihr Geschlecht tolerablen zehn Gramm Alkohol regelmäßig zu sich nehmen. Erhöhte Harnsäurewerte werden lediglich bei drei Prozent der Frauen, jedoch bei 20 Prozent der Männer festgestellt. Dies spiegelt sich auch in der geschlechtsspezifischen Verteilung der Gichtpatienten wider, die zu 90 Prozent männlich sind.
Geschlechtsspezifische Pharmakologie Das Vorhandensein der Geschlechtshormone hat einen Einfluss auf die Wasser-Muskel-Fett-Verteilung und die Enzymausstattung der Leber sowie die Aktivität des P-Glykoproteins. Traditionell wird die testosterongesteuerte Ausstattung der Leber als normal und die durch Estrogen beeinflusste als die

abweichende dargestellt. Alkoholdehydrogenase und P-Glykoprotein sind bei Männern stärker ausgeprägt als bei Frauen. Die geringere Ausstattung mit Alkoholdehydrogenase ist neben der im Vergleich zu Männern geringeren Körperwassermenge einer der Hauptgründe für die bei Frauen schneller und stärker einsetzende Wirkung des Alkohols. Sehr deutlich zeigt sich ein Unterschied bei CYP 3A4, einem Leberenzym, das am Abbau zahlreicher Arzneistoffe beteiligt ist. Typische Beispiele sind Makrolidantibiotika, Azolantimykotika oder auch Verapamil, Nifedipin oder Methylprednisolon. In der weiblichen Leber ist CYP 3A4 doppelt so häufig anzutreffen wie in einer männlichen Leber. Für CYP 2C19 und CYP 2D6 sind eindeutige geschlechtsspezifische Unterschiede bekannt. Bislang spiegelt sich dies allerdings nicht in den Beipackzetteln der über diese Enzyme verstoffwechselten Arzneistoffe wider. Vermutlich sind die therapeutischen Breiten dieser Substanzen ausreichend, so dass es kaum zu massiven Neben- oder Fehlwirkungen kommt. Erst seit etwa drei Jahren wird in Deutschland bei Arzneimittelstudien der Aspekt Geschlecht stärker berücksichtigt, wobei Untersuchungen der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA belegen, dass zwar pharmakologisch unterschiedliche Ergebnisse ermittelt werden, aber nicht unbedingt daraus geschlechtsspezifische Dosierungen abgeleitet werden.

Je nach Fettlöslichkeit des Arzneistoffes kommt es bei Männern und Frauen zu einer unterschiedlichen Verteilung. Der Abbau der fettlöslichen Arzneistoffe erfolgt bei Frauen wegen der notwendigen Mobilisierung aus dem Fettgewebe zeitverzögert. Die Wirkung und leider auch die Nebenwirkungen sind also meist länger anhaltend. Männer haben im Vergleich zu Frauen einen geringeren Körperfettanteil. Dafür verfügen sie über einen größeren Wasseranteil, weshalb wasserlösliche Substanzen bei Männern einen niedrigeren Blutspiegel verursachen.
KHK und metabolisches Syndrom
Das Robert-Koch-Institut veröffentlicht in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt regelmäßig Daten zur Gesundheit der Bevölkerung. Die letzte große Erhebung stammt aus dem Jahr 2003. Derzufolge ist die häufigste Todesursache bei Männern und Frauen die chronische ischämische Herzkrankheit. Bei Männern steht an zweiter Stelle der akute Myokardinfarkt, bei Frauen die Herzinsuffizienz. Die Entwicklung einer Herzinsuffizienz wird vor allem mit Estrogenrezeptoren der Herzmuskelzellen in Verbindung gebracht. Weibliche Herzmuskelzellen zeigen nach den Wechseljahren häufiger hypertrophe Veränderungen und damit eine Verdickung. Diese begünstigen die Entwicklung einer Herzinsuffizienz. Für Frauen stellt der akute Myokardinfarkt die dritthäufigste Todesursache dar, gefolgt vom Schlaganfall, der bei Männern erst auf Platz fünf rangiert.

Die weibliche Symptomatik des Herzinfarktes ist von allgemeinem Unwohlsein, Abgeschlagenheit, Kurzatmigkeit, Wirbelsäulen- und Bauchschmerzen geprägt. Wegen der untypischen Symptome wird er besonders bei älteren Frauen häufig zu spät erkannt.

Herzinfarkt Nach Lebensalter aufgeschlüsselt stirbt jede zweite Frau über 50 Jahre an einem Herzinfarkt. Die Todesrate ist damit höher als bei Männern. Da das Ereignis etwa zehn bis 15 Jahre später als bei Männern auftritt, spielen zusätzlich altersbedingte Faktoren eine Rolle. Außerdem wird wegen der untypischen Symptome bei Frauen ein Herzinfarkt meist später, insbesondere bei älteren Frauen zu spät erkannt. Jede dritte Frau über 65 Jahre, die einen Herzinfarkt erleidet, verstirbt bereits vor dem Eintreffen im Krankenhaus. Die männliche Symptomatik des Herzinfarkts zeichnet sich durch retrosternal ausgeprägte Schmerzen aus, die unter Belastung deutlich zunehmen. Zudem wird oft das Ausstrahlen der Schmerzen in den linken Arm beschrieben. Frauen hingegen klagen über allgemeines Unwohlsein, Abgeschlagenheit, Kurzatmigkeit, Wirbelsäulen- und Bauchschmerzen.
Risikofaktoren Betrachtet man die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (KHK), so zeigt sich, dass im Durchschnitt 72 Prozent der Männer einen BMI von über 25 haben und damit unter Übergewicht leiden, hingegen nur 53 Prozent der Frauen. Starkes Übergewicht mit einem BMI über 30 wurde bei 14 Prozent der Männer und zwölf Prozent der Frauen ermittelt. Als weiterer Risikofaktor gilt der Blutdruck. Knapp 50 Prozent der Männer haben einen normalen Blutdruck. Auch hier haben Frauen mit einem Anteil von 57,9 Prozent einen besseren Gesundheitsstatus.
Rauchen, ein Risikofaktor, der natürlich nicht nur bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine Rolle spielt, wird ebenfalls häufiger bei Männern (33 Prozent) als bei Frauen (22 Prozent) beobachtet. Interessant ist dabei, dass unter den Nichtrauchern jeder vierte ehemals ein Tabakkonsument war. Lediglich knapp 54 Prozent der Bevölkerung gaben an, niemals geraucht zu haben. Leider ist allerdings die Tendenz festzustellen, dass immer mehr Jugendliche zur Zigarette greifen
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und darunter der Anteil der Frauen stark zunimmt. Obgleich Frauen weniger Übergewicht und zu einem geringeren Teil Bluthochdruck haben, ist die Prävalenz, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, für Frauen mit 5,6 Prozent höher als für Männer mit 4,7 Prozent. Die Verteilung der Prävalenz für eine Diabetes-Typ-I-Erkrankung ist übrigens geschlechtsunabhängig. Auch wenn die Risikofaktoren für das Entstehen kardiovaskulärer Erkrankungen identisch sind, ist die Empfindlichkeit
unterschiedlich ausgeprägt. Der weibliche Organismus toleriert in weitaus geringerem Umfang Rauchen, einen zu hohen Cholesterinspiegel, Bluthochdruck, bestimmte Formen des Übergewichts oder Typ-2-Diabetes. Raucher haben nur ein 140-prozentig höheres Risiko als Nichtraucher, Raucherinnen ein 250-prozentig höheres als Nichtraucherinnen, eine kardiovaskuläre Erkrankung zu entwickeln. Übergewicht steigert bei Männern und Frauen gleichermaßen das kardiovaskuläre Risiko, überdurchschnittlich gefährdet sind jedoch Frauen mit androgenem Fettverteilungsmuster, also Übergewicht vom Apfeltyp. Steigt der Blutspiegel an Low-Density-Lipoproteinen (LDL) bei Frauen über 65 Jahre von 140 mg/dl auf 160 mg/dl,
so steigt das kardiovaskuläre Risiko um den Faktor drei.
Bei Männern ist der Effekt deutlich stärker ausgeprägt. Dafür spielen erhöhte Triglyzeridwerte und ein niedriger HDLSpiegel (High-Density-Lipoproteine) bei Frauen eine größere Rolle bei der Entstehung von Herzinfarktrisiken. Besonders deutlich ist der Unterschied bei Diabetikern. Für Männer mit

Typ-2-Diabetes steigt das Risiko um das Zwei- bis Dreifache für einen Herzinfarkt. Bei Diabetikerinnen sind je nach Studie Risikozuwächse bis zum Achtfachen gegenüber Frauen ohne Diabetes beschrieben worden.
Unerwünschte Nebenwirkungen auf das Herz In einigen Fällen können auch Arzneimittelnebenwirkungen zu einem Anstieg des Risikos führen. Dies ist vor allem bei Substanzen der Fall, die den Herzrhythmus beeinflussen. Manche davon können im EKG dargestellt werden, wie eine Kammeranarchie, die als „Torsade de pointes“ (französisch: Zopf aus Spitzen) sichtbar ist, oder eine QT-Zeit-Verlängerung. Die QT-Zeit ist abhängig von der Herzfrequenz und

» Pimozid, ein Antipsychotikum » Sotalol, ein Antiarrhythmikum.
Der Einsatz von Betablockern scheint nach Lage der Studien bei Frauen und Männern gleich erfolgreich und sinnvoll zu sein. Allerdings variiert aufgrund der unterschiedlichen Enzymausstattung von Männern und Frauen die Blutkonzentration einiger Betablocker und Antiarrhythmika. Grund dafür ist die Konzentration des für den Abbau dieser Wirkstoffe verantwortlichen Enzyms CYP 2D6. Diese ist bei Frauen estrogenbedingt niedriger. Für Metoprolol ist bekannt, dass bei Frauen der Blutspiegel um bis zu 50 Prozent höher liegt als bei Männern. Deshalb ist bei gleicher Dosierung die blutdrucksenkende Wirkung des Metoprolols bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern. Für Propranolol sind bis zu 80 Prozent höhere Blutspiegel beschrieben. Ein ähnlich vergleichbarer Effekt für beide Geschlechter ist bei der Einnahme des Lipidsenkers Simvastatin durch Studien belegt. Bei der Anwendung von ACE-Hemmern klagen überwiegend Frauen häufig über Nebenwirkungen wie Husten, Hautaus

Metoprolol, Simvastatin oder Digitalispräparate sind nur einige Beispiele für Arzneimittel, die bei Männern und Frauen unterschiedlich stark wirken

bildet den gesamten intraventrikulären Erregungszeitraum ab. Ist die QT-Zeit im Verhältnis zur Kammererregung überdurchschnittlich lang, können Herzrhythmusstörungen und Aussetzer in der Herzleistung die Folge sein. In einigen Fällen führt dies zum Tod. Für folgende Arzneimittel sind ein häufigeres Auftreten von Torsades de pointes und QT-Zeit-Verlängerungen insbesondere bei Frauen schon bei normaler Dosierung beschrieben. Als weitere Risikofaktoren neben dem weiblichen Geschlecht werden Störungen im Kaliumhaushalt und bereits bestehende Herzerkrankungen wie zum Beispiel Vorhofflimmern oder Herzinsuffizienz genannt: » Chinidin, ein Antiarrhythmikum » Chlorpromazin, ein Neuroleptikum » Chloroquin, ein Malariamittel » Erythromycin, ein Antibiotikum » Methadon, ein Analgetikum, Substitutionsmittel » Pentamidin, ein Antiprotozoenmittel

schläge, Störungen im Geschmacksempfinden oder sogar renale Störungen. Betrachtet man die Studien über die Anwendung von ACE-Hemmern, scheinen Männer ohnehin in größerem Umfang von dieser Substanzklasse zu profitieren als Frauen. Ähnliches gilt auch für die Behandlung mit Digitalispräparaten. Während bei Männern eindeutig eine positive Wirkung und eine Verringerung der Mortalität beobachtet werden, ist

es bei Frauen umgekehrt. Placebobehandelte Probandinnen haben ein niedrigeres Mortalitätsrisiko als Frauen, die mit Digitalispräparaten therapiert wurden. Vermutlich kommt es wegen eines verzögerten Abbaus bei Frauen eher zu Intoxikationen. So fällt auf, dass Frauen überdurchschnittlich häufig wegen Intoxikationen durch Digitalisglykoside im Krankenhaus stationär behandelt werden müssen. Acetylsalicylsäure zur Blutverdünnung ist ein häufig eingesetztes Arzneimittel. Allerdings wird nur unzureichend daran gedacht, dass die Anwendung als Herzinfarktprophylaxe für Männer wegen des Synergismus mit Testosteron, das ebenfalls antithrombotisch wirkt, größere Erfolge verspricht als für Frauen. Estrogene begünstigen die Thrombusbildung, und die vorbeugende Einnahme von ASS in kleinen Dosen ist als
unzureichend einzustufen. Wird ASS jedoch vorbeugend gegen Schlaganfall eingesetzt, zeigen neuere Studien, dass hier Frauen einen besseren Schutz für sich verbuchen können als Männer.
Schlaganfall Das Schlaganfallrisiko ist allerdings bei Frauen insgesamt niedriger. Hierbei werden vor allem der geringere Alkoholkonsum, weniger Rauchen und ein estrogenbedingter Schutz als Ursachen angenommen. Dennoch sind sowohl das Risiko, am Schlaganfall zu versterben als auch die Folgeschäden bei Frauen häufig stärker ausgeprägt als bei Männern. Hier können das durchschnittlich höhere Alter der betroffenen Frauen und der damit verbundene schlechtere Gesamtgesundheitszustand natürlich eine Rolle spielen. Charakteristische Unterschiede sind zudem in der Anamnese festzustellen. Der Mann ist zum Zeitpunkt des Schlaganfalls im Durchschnitt 69 Jahre alt, hat bereits einen Myokardinfarkt hinter sich und leidet häufig unter der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK). Frauen sind durchschnittlich 75 Jahre und haben überwiegend Bluthochdruck und Vorhofflimmern in ihrer Vorgeschichte.
Psyche, Sucht und Schmerzen
Die Häufigkeit psychischer Erkrankungen nimmt nach den Statistiken der Krankenkassen in den vergangenen Jahren sowohl bei Männern als auch Frauen stetig zu. Insgesamt sind Frauen jedoch häufiger davon betroffen als Männer. Zum Teil wird die Ursache in der Doppelbelastung Beruf und Kinder oder Versorgung von pflegebedürftigen Angehörigen gesehen. Diese Situation erzeugt verstärkt Stress, der zum Teil nur unzureichend kompensiert wird und deshalb zu Störungen im seelischen Gleichgewicht führt. Burn-out-Syndrome entwickeln ebenfalls überdurchschnittlich häufig Frauen. Besonders gefährdet für einen Burn-out sind die Ausübenden von Pflegeberufen. Und dies sind wiederum überwiegend Frauen.
Depressionen Frauen leiden fast doppelt so häufig wie Männer unter Depressionen. Der Auslöser dafür ist ein Serotoninmangel im Gehirn. Der männliche Organismus produziert deutlich mehr Serotonin als der weibliche. Außerdem verfügt das männliche Gehirn über eine geringere Anzahl an Serotoninrezeptoren, so dass seltener ein Serotonindefizit auftritt. Prinzipiell stimmt Serotonin friedfertig und glücklich. Kommt es aber zu einem Mangel, entsteht eine Depression. Zahlreiche depressive Patienten unternehmen Suizidversuche. Dafür greifen Männer eher zu einer Schusswaffe oder einem Strick. Frauen bevorzugen hingegen eine Überdosis Tabletten, oft in Kombination mit Alkohol. Wegen der unterschiedlichen „Erfolgsaussichten“ dieser Methoden sind die Gesamtzahlen an erfolgten Suiziden bei Männern höher. Zur Behandlung von Depressionen eignen sich bei prämenopausalen Frauen SSRI (Serotoninwiederaufnahmehemmer) wie Sertalin, Paroxetin oder Fluvoxamin. Frauen nach den Wechseljahren sprechen hingegen besser auf trizyklische Antidepressiva an, wie Imipramin, Doxepin oder Amitriptylin. Bei Männern werden solche Unterschiede nicht beobachtet.
Sucht Aus den Daten der Gesetzlichen Krankenkassen lässt sich ablesen, dass insbesondere Frauen ab 45 Jahren häufiger als Männer Arzneimittel wegen psychischer Störungen verordnet bekommen. Dazu zählen Tranquilizer, Antidepressiva, Schlaf- und Beruhigungsmittel. Viele dieser Arzneimittel zeichnen sich durch ein hohes Suchtpotenzial aus. Dies ist mit ein Grund für den hohen Anteil von tablettensüchtigen Frauen. Sehr häufig werden den Betroffenen Benzodiazepine verordnet. Die Arznei
Metoprolol

stoffgruppe wird nur für die kurzfristige Anwendung empfohlen. Für einige der Benzodiazepine ist eine geschlechtsabhängige Verstoffwechslungsrate mit abweichender Clearance beschrieben. So sollte die Dosierung von Chlordiazepoxid, Oxazepam und Temazepam wegen verlangsamten Abbaus bei Frauen abgesenkt werden. Für Diazepam und Midazolam sollte die Dosis wegen höherer Verstoffwechslungsraten bei Frauen im Vergleich zu Männern angehoben werden. Benzodiazepine können einen Hang-over-Effekt verursachen und erhöhen das Sturzrisiko beim nächtlichen Aufstehen. Oberschenkelhalsbrüche als Folge einer Schlafmitteleinnahme werden vor allem bei älteren Frauen beobachtet und sind einer der häufigsten Gründe für die Notwendigkeit einer stationären Pflege. Oft ist eine zusätzliche Dosisanpassung wegen nachlassender Stoffwechselleistungen im Alter notwendig. Während die Tablettensucht zu zwei Dritteln bei Frauen auftritt, fallen bei Männern überwiegend Alkohol- und Drogenmissbrauch ins Gewicht. Nur ein Drittel der Abhängigen von illegalen Drogen und Alkohol sind Frauen. Typisch weiblich sind Essstörungen, die lediglich zehn Prozent der Männer betreffen. Spielsucht hingegen ist männlich, der Anteil der Frauen liegt bei etwa zehn Prozent.
Schmerzen Männer kennen keinen Schmerz – zumindest ist ihr Schmerzempfinden weniger ausgeprägt als bei Frauen. Als ein möglicher Grund für die stärkere weibliche Sensibilität wird die unterschiedliche Verarbeitung von Schmerzreizen gesehen. Bei Frauen erfolgt die Verarbeitung der eintreffenden Schmerzreize im limbischen System, bei Männern im kognitiven Bereich des Gehirns. Dennoch können Frauen, weil sie über Schmerzen sprechen und auch therapeutischen Maßnahmen gegenüber offener sind, mit chronischen Schmerzen besser umgehen als Männer. Diese neigen eher dazu, sich zurückzuziehen und oftmals Alkohol als Schmerzkiller einzusetzen. In Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass beispielsweise das Hitzeempfinden von Männern und Frauen unterschiedlich ist. Frauen empfinden Temperaturen um die 47 °C als maxi
mal erträglich, während Männer dies erst bei etwa 50 °C äußern. Auch bei der Druckempfindlichkeit klagen Frauen früher über Schmerzen als Männer. Die Schmerzempfindlichkeit von Frauen ist zudem zyklusabhängig. Ist der Estrogenspiegel hoch, zum Beispiel nach dem Eisprung oder ab der 33. Schwangerschaftswoche, so nimmt das Schmerzempfinden ab. Beide Geschlechter profitieren oder leiden gleichermaßen unter dem zirkadianen Einfluss der Hormone auf das Schmerzgeschehen. Zahnschmerzen plagen in der Nacht am stärksten, während sie nachmittags dann fast verschwunden sind. Deshalb sollten schmerzhafte Zahnbehandlungen möglichst am Nachmittag durchgeführt werden. Neben dem hormonellen Einfluss spielen genetische Faktoren eine Rolle. Die Fähigkeit, körpereigene schmerzstillende Substanzen (Endorphine) zu bilden, ist genetisch fixiert. Je nach genetischer Disposition produziert der Körper mehr oder weniger dieser opiatähnlichen Substanzen.
Verträglichkeit von Schmerzmitteln Bei der Therapie von Schmerzen mit Opioiden im Bereich der Intensivmedizin zeigt sich, dass zum Erreichen der Schmerzfreiheit Männer bis zu 40 Prozent höhere Dosen ohne weitreichende Nebenwirkungen tolerieren. Bis zu 50 Prozent der Frauen zeigen bei gleicher Dosierung bereits eine deutliche Atemdepression. Nicht nur bei den Opiaten sind unterschiedliche Wirkstärken festzustellen. Acetylsalicylsäure wird zum Beispiel von Frauen deutlich langsamer abgebaut als von Männern. Der Grund liegt in der geschlechtsspezifischen Enzymausstattung der Leber. Für den Abbau der ASS ist eine Glycintransferase von besonderer Bedeutung, die in der männlichen Leber in höherer Konzentration vorhanden ist. Ähnliches gilt auch für Paracetamol. Typisch für Frauen sind hier höhere Plasmaspiegel und eine verlangsamte Clearance.
Ein

Rheumatische Erkrankungen Betrachtet man die drei Rheumagruppen, nämlich die entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, zu denen die rheumatoide Arthritis zählt, die degenerativen rheumatischen Krankheiten – hier seien Arthrose und Osteoporose genannt – sowie die unter Weichteilrheumatismus zusammengefassten Krankheitsbilder wie Myopathie und Fibromyalgie, so zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede in der Häufigkeit des Auftretens. Bei den genannten rheumatischen Erkrankungen sind durchweg Frauen häufiger betroffen als Männer, so zum Beispiel bei der rheumatoiden Arthritis, die dreimal häufiger bei Frauen auftritt. Zudem verläuft die Erkrankung bei Männern im Allgemeinen weniger aggressiv. Ein Manifestationsgipfel ist rund um das Klimakterium festzustellen, jedoch sind auch jüngere und ältere Frauen betroffen. Bei Männern haben Studien gezeigt, dass Rauchen das Auftreten einer rheumatoiden Arthritis begünstigt. Für Frauen ist bislang kein solcher Zusammenhang belegt. Am Knie konnte im Zusammenhang mit der Arthroseentstehung nachgewiesen werden, dass Jungen im Alter zwischen neun und 18 Jahren eine größere Knorpeldicke aufweisen als Mädchen. Dies ist eine mögliche Erklärung für das gehäufte Auftreten der Kniegelenksarthrosen bei Frauen. Osteoporose gilt als typische Alterserkrankung der Frau. Die Ursachen liegen zum einen in der von Jugend an geringeren Knochendichte, den hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren und in der deutlich höheren Lebenserwartung. Mit zunehmendem Alter steigt zudem das Frakturrisiko insgesamt um das Achtfache bis zum 80. Lebensjahr und das Risiko für einen Oberschenkelhalsbruch um das bis zu 23-Fache.
Kommentar
Es geht nicht nur um das Geschlecht. In den vergangenen Jahren wird zunehmend über die genetischen Komponenten der Krankheitsentstehung diskutiert. Soziale Ungleichheit, nicht vorhandene oder unzugängliche Ressourcen für den Einzelnen im Bereich Prävention und Versorgung werden im Rahmen dieser Diskussion als zweitrangig in den Hintergrund geschoben. Diese Denkweise wäre nicht nur für jeden Einzelnen, sondern vor allem für die Politiker eine einfache Lösung. Präventionsmaßnahmen, um Gesundheit und Eigenverantwortlichkeit zu stärken, wären völlig unnötig. Selbst die folgenden vorbeugenden Maßnahmen wären fraglich: » Sonnenschutz als Maßnahme gegen Hautkrebs » Bewegung und ausgewogene Ernährung, um übermäßiges Übergewicht zu vermeiden

Alle genannten Maßnahmen sind sinnvoll zur Stärkung und Erhaltung der Gesundheit des Einzelnen – unabhängig ob Mann oder Frau – und der Gesellschaft. Gerade vor dem Hintergrund leerer Kassen der Sozialsysteme müssen insbesondere diese individuellen Ressourcen gestärkt werden. Ein besonderes Augenmerk auf die Thematik wirft der soziologische Begriff „Gender“, der sich auf die soziale Geschlechtsrolle bezieht und der neben dem Geschlecht das soziale Umfeld, Alter, Bildungsschicht, Einkommen, religiöse und ethnische Zugehörigkeit berücksichtigt. Durch diesen Begriff werden die Ressourcen und Kompetenzen verdeutlicht, die jedem Men
schen nach Abhängigkeit von sozialem und geschlechtsspezifischem Status zur Verfügung stehen und die ihm ermöglichen, Eigenverantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen. Es sollte für die Gesellschaft ein allgemeingültiges Ziel sein, diesen Aspekt in der Gesundheitspolitik und -erziehung fair umzusetzen. Als Teil des Gesundheitswesens kommt PTA und Apotheker die Verantwortung zu, sich auf solche Weise zu
engagieren, dass Gesundheit für alle erreichbar ist und bleibt. Eine kompetente Präventionsberatung in der Apotheke im Sinne einer gerechten und genderorientierten Medizin ist ein Stein in diesem Puzzle.

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